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Wenn Stille laut wird – über Frauen, die sich erinnern

Da ist diese Stille. Diese feine, kaum hörbare Melodie, die viele Frauen in sich tragen. Eine Stille, die nach außen wirkt wie Ruhe, wie Kontrolle, wie Funktionieren – aber in Wahrheit ein Aufschrei ist. Gedämpft über Jahrzehnte, verborgen hinter Rollenbildern, verschluckt von einem Leben, das nicht das eigene war.

Bilder: memove.at


Frauen in der Lebensmitte wissen, wovon ich spreche. Frauen, die das halbe Leben hinter sich haben und plötzlich spüren: Da ist noch etwas. Da war immer mehr.


Du warst Tochter. Du warst Ehefrau. Du warst Mutter. Du bist früh morgens aufgestanden, hast in deinem Leben funktioniert -Tag für Tag.

Du hast getan, was man von dir erwartet hat, weil man dir beigebracht hat, dass das Sicherheit ist.

Weil du gesehen hast, wie deine Mutter sich klein gemacht hat. Wie sie verschwunden ist in einem System, das sie nie gefragt hat, wer sie eigentlich ist.



Und doch war da immer dieser Funke.

Dieses leise, wilde Ziehen in dir. Als Kind warst du frei. Da war Fantasie. Da war laut sein erlaubt. Lachen durfte noch Raum einnehmen.

Jedoch irgendwann kam der Moment, in dem man dir sagte, wie du dich benehmen musst. Wie du lieben musst. Wie du zu leben hast. Und du hast es getan. Du wolltest dazugehören. Du wolltest geliebt werden. Du hast dich angepasst, damit dich niemand verlässt


So wurdest du zu der Frau, die alles zusammengehalten hat. Haus, Kinder, Job, Beziehung. Du hast gelächelt, auch wenn es in dir gestürmt hat. Du hast dich hingegeben, auch wenn du dich nicht mehr gespürt hast. Du bist geblieben, auch als du längst hättest gehen sollen. Und irgendwann war da nichts mehr – nur noch Funktion. Eine Rolle, die gut gespielt wurde. Und eine Stille, die alles übertönte, was dich ausgemacht hat.


Aber etwas in dir hat nicht aufgegeben. Diese Urkraft – dieses wilde, ungebändigte, weibliche Feuer – war nie weg. Nur leise.

Und irgendwann, vielleicht nach einer Trennung, nach dem Auszug der Kinder, nach einem letzten Streit, kam sie zurück. Nicht wie ein Orkan. Eher wie eine Erinnerung. Ein Flüstern aus deiner tiefsten Tiefe. Und du hast hingehört.


Vielleicht war es nicht sofort eine Befreiung. Vielleicht war da erst Wut. Scham. Traurigkeit. Dieses dumpfe Gefühl, zu viel geschwiegen zu haben.


Und diese eine Frage, die alles auf den Kopf stellte: War das wirklich mein Leben?


Du hast dich erinnert. An das Mädchen, das du einmal warst. An die Träume, die du beiseite gelegt hast. An das Lachen, das du unterdrückt hast, weil es zu laut war. An das befreiende Tanzen, das du verlernt hast.

Und plötzlich war klar: Diese Stille – sie war nie leer. Sie war voll. Voll von unterdrücktem Leben.

Von Geschichten, die du nie erzählen durftest. Von einer Wildheit, die du dir selbst nicht mehr erlaubt hast.


Jetzt bist du hier.

Vielleicht älter. Vielleicht müder. Aber nicht weniger lebendig. Deine Gesicht erzählt Geschichten. Dein Blick kennt Tiefe. Dein Körper erinnert sich.

Und du weißt jetzt: Es ist nicht zu spät. Es war nie zu spät. Denn was in dir lebt, lebt noch immer.

Diese Stille darf jetzt einen anderen Klang bekommen. Sie darf sich gut anfühlen.

Sie darf erfüllt sein von Lachen, von Tanzen, von sinnlicher Freiheit. Du musst nicht mehr schreien, um gehört zu werden – aber du darfst. Du darfst laut sein. Bunt. Zärtlich. Wild.


Du darfst dich neu erfinden. Oder dich endlich erkennen.

doris.jax am Fenster - entspannt und angekommen






Denn du bist nicht mehr das Mädchen, das gefallen will. Du bist die Frau, die weiß. Du bist die Frau, die spürt. Die Frau, die jetzt entscheidet. Und diese Entscheidung beginnt in der Stille - in deiner.





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